Die deutschen Verbraucher legen vergleichsweise viel Geld auf die hohe Kante. 11,1 Prozent ihres Einkommens haben sie im vergangenen Jahr im Schnitt gespart – “eine hohe Quote im Vergleich zu anderen Industriestaaten”, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte.
Deutschland deutlich vor Japan und den USA
Das Statistische Bundesamt verwies auf Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), wonach die Sparquote in Italien lediglich 2,1 Prozent beträgt, in den USA 3,7 Prozent, in Japan 5,4 Prozent und in Österreich 8,8 Prozent.
Nur wenige Industriestaaten wiesen demnach höhere Sparquoten als Deutschland auf. Dazu gehören die Schweiz mit 18,4 Prozent und die Niederlande mit 12,7 Prozent.
Sparquote niedriger als während Pandemie
Aktuell liegt die Sparquote in Deutschland für das erste Halbjahr – bereinigt um saisonale Verzerrungen – bei 11,3 Prozent. Das entspricht etwa dem Niveau des Vorjahreszeitraums. “In den Jahren der Covid-19-Pandemie 2020 und 2021 konsumierten die Menschen deutlich weniger als gewöhnlich”, erklärten die Statistiker. Damals lag die Sparquote jeweils im ersten Halbjahr rund sechs Prozentpunkte höher.
Eine Sparquote von 11,3 Prozent bedeutet, dass die privaten Haushalte je 100 Euro verfügbarem Einkommen durchschnittlich 11,30 Euro sparten. Monatlich entspricht dies einem Betrag von durchschnittlich 260 Euro je Einwohnerin und Einwohner.
Große Unterschiede innerhalb Deutschlands
Abhängig von Einkommenshöhe, Lebenslage und Sparneigung gebe es sehr deutliche Unterschiede, so das Statistikamt. Das sei auch ein Resultat der nach wie vor hohen Preisanstiege für Waren des täglichen Bedarfs.
In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres habe sich das Sparvolumen auf rund 132 Milliarden Euro belaufen, nach Abzug von Abschreibungen. Die Quote gibt den Anteil der Ersparnis am verfügbaren Einkommen wider.
Auch betriebliche Versorgungsansprüche zählen mit. Kursgewinne oder -verluste bei Aktien und Wertänderungen bei Immobilien bleiben dagegen unberücksichtigt, da sie nicht aus erwirtschaftetem Einkommen entstanden sind. Abschreibungen – bei privaten Haushalten vor allem auf eigen genutzte und vermietete Wohnungen – reduzieren das verfügbare Einkommen.
Weniger Sparer, mehr Gespartes
Doch nicht alle Deutschen können sparen. Die hohe Inflation zwingt viele Menschen in Deutschland nach eigener Einschätzung zum Verzicht. Bei einer Umfrage gaben 71 Prozent der Befragten an, wegen der hohen Preise im kleineren oder größeren Umfang verzichten zu müssen. Zu dem Ergebnis kommt das Vermögensbarometer des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV).
Jeder Fünfte sieht sich demnach aktuell auch nicht in der Lage, Geld auf die hohe Kante zu legen. Seit 2021 ist der Anteil der Nichtsparer demnach von 15 auf 20 Prozent gestiegen. Die Erhebung zeige, dass die Menschen in Deutschland die weltpolitische Großwetterlage spürten, sagte DSGV-Präsident Helmut Schleweis in Berlin.
Source : ZDF